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Thailändische Massage



Die traditionelle Thai-Massage (TTM) ist ein System von Massage-Techniken,die in Thailand unter der thailändischen Bezeichnung Nuat Phaen Boran (Thai: นวดแผนโบราณ) bekannt ist, was wörtlich übersetzt„Massieren nach uraltem Muster“ bedeutet. Im westeuropäischen Raum nennt siesich auch Thai-Yoga-Massage.[1]Die Thai-Massage besteht aus passiven, dem Yoga entnommenenStreckpositionen und Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen undDruckpunktmassagen. Vereinfacht kann sie daher als Kombination aus (passivem)Yoga und Akupressurzusammengefasst werden.[2]Zehn ausgewählte Energielinien (Thai: สิบเส้น - sip sen), die nach ayurvedischerLehre den Körper als energetisches Netz durchziehen, werden über sanfte Dehnungund mit dem rhythmischen Druck von Handballen, Daumen, Knien, Ellenbogen undFüßen bearbeitet. Die Thai-Massage findet bekleidet auf einer Bodenmatte statt.Sie zeichnet sich durch ihren dynamischen kraftvollen Aspekt aus. Eineklassische Thai-Massage-Routine für einen Patienten ohne besondere Beschwerdenbesteht aus mindestens 77 einzelnen Behandlungstechniken[3]und benötigt wenigstens 1½ Stunden, eine individualisierte Behandlung kann biszu drei Stunden dauern.Fundament der Thai-Massage ist das ayurvedische Systemder 72.000 Energielinien (nadis), von denen in der Thai-Massage zehn (sipsen - สิบเส้น) bearbeitetwerden. Über diese Energielinien, auf denen die sogenannten Marmapunkte(Energiepunkte) liegen (im japanischen Shiatsu als Akupressurpunkte bekannt), wird der Mensch nach aryurvedischer Lehre mit Prana (Lebensenergie) versorgt. Prana kann dem Körper überdie Atmung zugeführt werden. In den Dehnpositionen der Thai-Massage verbraucht die Muskulatur Sauerstoff und der Mensch wird angeregt, tiefer zu atmen.Intensive Druckmassagen bewirken ebenfalls eine verstärkte Atmung. Ein tieferAtem fördert Entspannung und Regeneration (vermehrtes Prana).[8] In der Lehre der Thaimassagekorrespondiert der Druck auf bestimmte Marmapunkte und Energielinien mit derLinderung unter anderem folgender körperlicher Leiden:[9]

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Ohrensausen     (Tinnitus)
  • Schlafstörungen
  • Schock
  • Husten
  • Knieschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Schwindel

aus wissenschaftlicher Sicht

  • Druckpunktmassagen  regen die Blutzirkulation an.
  • In der Dehnung kann die Muskulatur entspannen.
  • Yogapositionen  beeinflussen das skelettomuskuläre System und wirken sich auf die Körperhaltung aus.
  • Twists,  Beugungen und Streckungen der Wirbelsäule können durch Zug intensiviert     werden und haben einen Effekt auf die körperliche Beweglichkeit.
  • Positionen, in denen die Beine angehoben werden, fördern die Durchblutung und den Lymphfluss.
  • Die Rotation der Gelenke trägt zur Produktion von Synovialflüssigkeit und damit zu körperlicher Geschmeidigkeit bei.
  • In der Tiefenentspannung wird der Parasympathikus aktiviert, sodass die inneren Organe vermehrt durchblutet und der Stoffwechsel angeregt werden.
  • Achtsame Berührung kann körperliches Wohlbefinden auslösen, und Hebetechniken können zu einem Gefühl der Geborgenheit führen.[1]

 

Geschichte und Herkunft



Die Yogaelemente (Fisch, Pflug, Brücke, Zange etc.) der Thai-Massage und dieTerminologien verweisen auf einen indischen Ursprung. In ihrer Bezeichnung undihrem Verlauf ähneln die Energielinien der Thai-Massage (Thai: เส้น - sen)den in Indien gebräuchlichen Energielinien (prana-nadis):Sen Sumana (thai - เส้นสุมนา) - Sushumna nadi (sanskrit), SenIttha (thai - เส้นอิทา) - Ida nadi (sanskrit), SenPingkhla (thai - เส้นปิงคลา) - Pingala nadi (sanskrit). [5]Die Urheberschaft der Thai-Massage wird dem nordindischen ArztJīvaka-Komārabhacca (andere Schreibweise: Jivakar Kumar Bhaccha) zugerechnet.Noch heute wird er in Thailand als „Vater der Medizin“ verehrt und in einerAndacht (thai: WaiKhru - ไหว้ครู) zu Beginn der Thai- Massage erwähnt („OmNamo Jivago..“). [6]Jīvaka-Komārabhacca war Zeitgenosse Buddhas und hat im 5. Jahrhundert v.Chr. in Indien gelebt. Im Pali-Kanon, den alten Schriften des Buddhismus dersüdlichen Schule des Theravada, wird er als Leibarzt des indischenMagadha-Königs Bimbisara genannt. König Bimbisara war dem Buddha verbundenund suchte ihn wiederholt auf. Auch Jīvaka-Komārabhacca stand in Kontakt zuBuddha und hat ihn und seine Mönchsgemeinde ärztlich betreut. [1]Die Thai-Massage muss in einem Zirkel von Mönchen, die von Indien nach Myanmarübersiedelten, in Südostasien überliefert worden sein – vermutlich über vieleJahrhunderte zunächst mündlich in buddhistischen Tempeln. Dies kann frühestensab dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. geschehen sein, da sich erst dann diebuddhistische Lehre im südostasiatischen Raum auszubreiten begann.Es kursiert auch die Annahme, die buddhistischen Mönche selbst hätten dieThaimassage entwickelt, um sich von den Folgen langer Meditationsstellungen zukurieren.Ausschnitt der Lehr-Darstellung im „Medizin-Pavillon“ desWat Pho, BangkokDie einzigen schriftlichen Überreste zur Thai-Massage sind auf Palmblätternin Pali-Sprache und Khmerschrift verfasst und wurden 1832 vom damaligenthailändischen König Nang Klao (Rama III.)im Tempel WatPho in Bangkok in 60 Steintafeln graviert. (Epigravuren sind dort nochheute zu besichtigen). Alle anderen Zeugnisse gingen bereits 1767 bei derZerstörung der alten thailändischen Königstadt Ayutthaya durch burmesische Eroberer verloren. [7]Da das Wissen um diese Massagekunst vermutlich mit dem Buddhismus denindischen Kontinent verlassen hat, wird sie in Indien heute nicht praktiziert.Die dort verbreiteten Techniken sind als indische Yogamassage oderaryurvedische Massage bekannt. Es ist denkbar, dass in Siam bereitsMassageformen existierten, die sich mit der neuen Lehre mischten, und es istauch nicht auszuschließen, dass im Laufe der Jahrhunderte überHandelsbeziehungen zu China die traditionelle chinesische MedizinEinfluss auf die Methode gewonnen hat.Die traditionelle Thai-Massage ist auch in ihrer heutigen Praxis dem Buddhismus verbunden. Sie wird mit Metta (im südlichen Buddhismus gebräuchlicher Begriff für liebende Güte) angewandt. Die Meister sind in der Regel tief religiöseMenschen, die die Massage im Zustand der Achtsamkeit, des Gleichmuts, desMitgefühls und der anteilnehmenden Freude ausführen.